8. April 2013

Zeugen sein.

Sie nahmen ihr alles. Und hinterliessen viel. Die Tage ziehen in ihrer Monotonie vorbei, doch mit der Dunkelheit brechen die Zeugen das Schweigen. Sie schliesst ihre Augen, hört die Schreie, spürt das erdrückende Gewicht auf ihrem Körper, riecht den Geschmack von Gewalt, Schweiss und Alkohol. Sie möchte taub sein, gefühlslos, unter Anosmie leiden. Doch selbst dann wären die Hinterlassenschaften weiterhin Zeugen der Vergangenheit. Zeugen, die nie zu Ruhe kommen werden. Doch nicht nur die Narben, die Schmerzen und die Angst erheben ihre Stimmen. Sie hat überlebt. Und schämt sich. Für diese Scham findet sie nirgendwo einen Platz. Sie nahmen ihr alles. Da ist nichts mehr. Nicht über, nicht unter, nicht hinter und vor ihr. Leere. Um sie und in ihr. 

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