28. September 2012

Fremdgestöhnt sein.



Es ist weder Lust, noch Begierde und sowieso nicht Befriedigung welche Frauen stöhnen lässt. Frauen möchten mit der Stöhnerei lediglich die Ejakulation vorantreiben oder amigs auch dem Partner schmeicheln, sagt die Gayle Brewer. Oder ihre Studie. Und wer an dieser Stelle noch daran glaubt, dass Frauen beim eigenen Orgasmus stöhnen hat weit gefehlt. Sie tun das nämlich beim Orgasmus des Partners. Ist ja irgendwie logisch. Frauen sind ja per se empathische Wesen. Weitere Gründe für das Fremdstöhnen und die Vorantreibung der männlichen Entladung seien Schmerzen, Langeweile oder Müdigkeit.
Kommt also schampar viel Langeweile auf, stöhne ich mal laut, er ist flugs fertig und ich kann mein Buch endlich zu Ende lesen.
Und wo bitteschön ist da der Spass. Die Euphorie. Die Hingabe. Der Genuss. Liebemachen ist doch würklich was Schönes. Und mal ehrlich. Ich lass mich doch nicht zu etwas hinreissen was mich langweilt oder ermüdet. Da kann ich ja gleich gewissen Politikern zuhören.
Und sowieso. Ich bin weit davon entfernt meine akkustische Untermalung während des Beischlafs zu beobachten, analysieren oder gar bewusst zu steuern. Das kommt einfach. Und ich finde es ja wirklich wunderbar sich Dinge zu teilen. Aber mein Stöhnen gehört mir. Und meinem Orgasmus.

22. September 2012

Machoid sein.

Alice Schwarzer würde mich verbannen. Hab ich doch mit einem Wisch die jahrzehntelangen Bemühungen um eine gleichberechtigte Behandlung meiner Spezies in den Keller gefegt.
Ich habe seit gestern ein neues Notebook. Das alleine macht mich aber noch lange nicht zum machoiden Weibsstück. Die Tatsache jedoch, dass ich French Nails und technisches Know-how nicht unter einen Hut bringe kann, lassen schon eher gewisse Vorurteile vermuten.
Als die nette Frau mit ihren blonden Stränchen, den Diamanten auf den Fingernägeln und der blauen Wimperntusche auf mich zusteuerte und mir ihre Hilfe anbot, wollte ich mich  dann doch lieber einfach ein bitz umsehen. Ich war dann aber doch schampar erleichter, als sie an die Kasse zitiert wurde. So konnte ich ohne schlechtes Gewissen den hübschen Burschen mit Dreitagebart um Rat bitten.
Ich habe schlussendlich das von ihm empfohlene Notebook gekauft. Nicht, weil er mich besonders gut beraten hätte. Es war einfach das günstigste und beste Angebot.
Und wer nun denkt, ich mag Frauen nicht hat weit gefehlt. Ich bin beispielsweise sehr zufrieden mit meiner Gynäkologin. Und finde männliche Kindergärtner wirklich wunderbar.
Hätte mir meine Mutter nicht auch einmal eine Bohrmaschine in die Hand gedrückt, würde ich einfach meinen Eltern die Schuld für meine Vorurteile geben. Geht nicht. Und schliesslich habe ich, um mir meinen eigenen Stuhl zu schreinern, auch einmal in Spitzenunterwäsche und Sommerröckli an schweren Maschinen gearbeitet. Ich bin also nicht ein dermassen klischebesessenes  und rollendenkendes Wesen. Ich habe einfach meine Vorurteile. Gegen French Nails und Diamanten an den Fingern.

17. September 2012

Intim sein.

«Bitte 1x Vagisan® FeuchtCreme» steht da in mehr oder weniger grossen Lettern. Eine Schere pocht darauf, den Bon auszuschneiden und bei Bedarf in die nächste Apotheke zu bringen.
Der Bedarf heisst Scheidentrockenheit.
Ich mag Gratismüsterchen schampar gern und hatte die Schere auch schon in der Hand, als ich das Kleingedruckte las. Da steht nämlich «Einkaufszettel - für den intimen Kauf ohne Worte».
Ich gehe also mit dem Zettelchen in die Apotheke, strecke sie dem Apotheker vor die Nase und bekomme meine Creme. So ganz ohne Worte. Wahnsinn. Und das gibts dann demnächst auch für Herpes, Scheidenpilz, Hämorrhoiden, Achselschweiss und Potenzprobleme. Nur damit wir über nichts mehr intimes sprechen müssen. In der Apotheke. Dort, wo die ganze Welt zuhört.
Sein Sexleben, die intimsten Gedanken, seine Vorlieben für Tantrasex, Anzahl Geschlechtspartner und Therapeuten im Internet oder Fernseher preis zu geben ist auch wirklich kein bitzli persönlich.
Ehrlich. Ich möchte meinem Apotheker lieber von einer trockenen Scheide erzählen, als mein Sexleben auf der Theke auszubreiten. Selbst dann, wenn letzeres zu ersterem führen würde.

13. September 2012

Massiert sein.

Gestern liess ich mich massieren. Für Geld. Also eigentlich für einen Gutschein, den ich nun kurz vor dessen Ablauf noch einlösen musste. 60 Minuten Geknete von Kopf bis Fuss. Wunderbar. Einzig meine Stirn fand auf der Massageliege irgendwie nie ganz ihren Platz und so hat es manchmal bitz gedrückt.
Gedrückt hat auch die Massagefrau. Angenehm wohlgemerkt. Meine schwachen und verspannten Stellen hat sie flugs gefunden und dort auch etwas mehr Zeit investiert. Sie wusste, was sie da tat. War schampar professionell.
Von mir konnte man das nicht so sagen. Spätestens nach einer halben Stunde, beim Wechsel vom Bauch auf den Rücken, konnte ich meine Gedanken nicht wegmassieren lassen. Es war eine Massage und ich hatte zu keinem Zeitpunkt Gefühle, die ich unterdrücken musste oder die verwerflich gewesen wären. Nur habe ich mir da, so auf dem Rücken liegend, mit den Händen der Massagefrau um meine Brüste kreisend (da gabs auch keinen Ausrutscher auf die Hügel) einige Gedanken gemacht. Gedanken über Grenzen, Grenzüberschreitungen, Missverständnisse, Vorwürfe und Anklagen.
Wir bewegen uns nicht nur auf dem Massagetisch immer wieder auf einem schmalen Grat. Grenzen sind so verschieden und wie die Boxershorts von Prinz Harry. Was beim Überschreiten von einigen Grenzen einfach nur ans Lächerlich grenzt, ist bei anderen diskriminierend, verletzend und ein massiver Eingriff in die Intimsphäre.
Wir sind nicht alle gleich, nicht seelenverwandt. Kennen die Grenzen des anderen nicht genauso wie unsere eigenen. Wir denken anders. Fühlen anders. Doch wünschten uns immer noch, es wäre nicht so. Tragen immer noch die Hälfte eines Amulets um den Hals. Liebe ist wunderbar. Sie ist alles. Alles, wenn sie zwei Menschen zwei Menschen sein lässt.
Die Massage liegt fast 24 Stunden zurück. Dazwischen gab es noch einen Traum, der sich meinen Gedanken dort auf dem Rücken liegend bedient hat. Ein Traum, in dem alles geschehen kann. Keine Grenzen, keine Scham, keine Fragen.